Zauberer und Hexenmeister in Afrika
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Reisebericht aus dem Sanella-Album Afrika |
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Schon nach wenigen Worten überreichte er dem schwarzen Herrscher, freundlich lächelnd, ein Koffergrammophon als Geschenk. Obgleich sich der König darüber sehr zu freuen schien, merkte ich doch, wie sehr er sich bezwang, dieser Freude Ausdruck zu geben. Mit einer gewissen Selbstverständlichkeit nahm er das Geschenk hoheitsvoll entgegen. Die Umstehenden allerdings platzten fast vor Neugierde, und schon nach den ersten Takten folgten sie begeistert der Musik. Wir waren nun offiziell begrüßt und als Gäste anerkannt. Dann begann mit vielen Unterhaltungen und Darbietungen das eigentliche Fest. Hornbläser mit imposanten großen Instrumenten bliesen, daß die Wände wackelten. Ein Bläser verstand es sogar, auf einem gewaltigen Horn aus Elfenbein so zart zu trillern, als würde er auf einer kunstvollen Flöte spielen. Spaßmacher und Sänger wechselten sich ab, und sogar ein richtiger Hofnarr trat in Erscheinung. Natürlich war auch dieses Fest von wilden Tänzen umrahmt. Zwischendurch wurden uns immer wieder gehäufte Breiklumpen aus Bananenmehl und Papioka, Früchten und Fleisch gereicht, und auch der Mimbo schien stärker gebraut als sonst. Ich konnte in diesem tollen Rummel nicht recht warm werden, doch Bill schien sich köstlich zu amüsieren. Erst zu später Stunde wurden wir von dem schwarzen Herrscher gnädig entlassen, und selbst dann brachte er in seinem ganzen Benehmen noch seine Würde und Stellung hoheitsvoll zum Ausdruck. |
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ZAUBERER UND HEXENMEISTER So ein Besuch am Hofe eines schwarzen Königs war einmal eine ganz nette Abwechslung. Doch nicht überall ist die Macht der Häuptlinge, Fürsten und Könige gleich groß. Bei einigen Stämmen findet man despotische Herrscher, anderswo wieder Gemeinschaften, die beinahe demokratisch regiert werden. Da aber, wo Gewalttätige an der Macht sind, beherrschen sie brutal ihre Untertanen. Diese Macht teilen sie höchstens noch mit dem Oganga, dem Zauberer, Hexenmeister, oder wie man sie sonst nennen mag. Alle unglücklichen Ereignisse, die sich diese einfachen Menschen nicht erklären können, schreiben sie Dämonen zu. Sie glauben sogar, daß diese bösen Geister in Menschen hineinfahren können. Nur so ist es zu erklären, daß immer wieder Sdnwarze als von Dämonen Besessene der blinden Wut des Volkes zum Opfer fallen. Bei allen Unglücksfällen wendet man sich an den priesterlichen Oganga, denn die Hauptaufgabe dieser Zauberer ist es, die Dämonen zu suchen, unschädlich zu machen oder ihre Hilfe zu erbitten. |
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Die Mittel, die sie dabei gebrauchen, um die schuldigen Dämonen zu finden, sind oft sehr grausam. Schon manch einer, dem der Zauberer nicht wohlgesinnt war, mußte als ein von Dämonen Befallener furchtbar zugrunde gehen. Wir hatten selbst einmal nach dem plötzlichen Tode eines angesehenen Mannes erlebt, wie der angebliche Dämon gesucht wurde. Der Oganga war erschienen. Feierlich band er dem Toten eine Perlenschnur um die Stirn. Dann beugte er sich über ihn und lauschte seinen Worten. Man glaubte fest, daß der Oganga auch die Sprache der Toten verstehe und man dadurch von diesen selbst erfahren könne, wer sie getötet hatte. Nach diesem Zeremoniell wurde die Leiche in eine Hängematte gelegt und von Angehörigen getragen. Mit viel Tamtam zog man im Dorf und in den anliegenden Ortschaften umher. Viele Neugierige folgten dieser Prozession. Auf einmal hielt die Kolonne vor einer Hütte. Der grausig vermummte Oganga beugte sich erneut über den Toten, stieß einen furchtbar gellenden Schrei aus und erklärte, der Tote habe ihm gesagt, daß hier der Mörder wohne. Was darauf folgte, war so furchtbar, daß wir es gar nicht richtig erfassen konnten. Kaum hatte der Zauberer das letzte Wort gesprochen, als die Eingeborenen auch schon wütend und brüllend in die bezeichnete Hütte stürzten. |
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